Cannes 2024: Von Streiks überschattet - fällt das Filmfestival jetzt ins Wasser?
Die Filmfestspiele von Cannes 2024 könnten von einem Streik überschattet werden. Zahlreichende Mitarbeitende sollen ihre Arbeit während des Festivals niederlegen.
Vom 14. bis zum 25. Mai 2024 sollen die 77. Filmfestspiele von Cannes stattfinden. Es ist das wohl bedeutendste Filmfestival der Welt und eine Bühne für sowohl junge und aufstrebende Filmschaffende, aber auch bekannte Gesichter, die an der Cote d'Azur ihre neuen Filme bewerben wollen wie beispielsweise "Der Pate"-Regisseur Francis Ford Coppola mit seinem kommenden Epos "Megalopolis".
Während sich die Journalisten und Journalistinnen bereits allmählich auf ihre Reise vorbereiten und auch viele Stars sich wahrscheinlich schon ihr Red-Carpet-Outfit zurechtgelegt haben, kommt nun ein herber Schlag: Bis zu 200 Mitarbeitende des Festivals wurden vom Kollektiv Sous les écrans la dèche (auf Deutsch: Ebbe unter den Kinoleinwänden) zum Streik aufgerufen.
Streik beim Filmfestival: Cannes 2024 findet trotzdem statt
Der Streik betrifft die Hauptsektionen des Filmfestivals sowie den Marché du Film, bei dem Verleiher und Produzenten sich treffen können, sowie die Parallelsektionen "Director's Fortnight" und "Critic's Week". Das Festival selbst und die Eröffnung des Festivals werden vom Streik, der von Sous les écrans la dèche in einem offenen Brief über US-Magazin Deadline ausgerufen wurde, jedoch nicht verhindert, sondern nur beeinträchtigt.
Seit einem Jahr warnen wir, die Mitglieder des Kollektivs Sous les écrans la dèche, vor der zunehmenden Prekarität der bei Filmfestivals tätigen Personen.
Das Kollektiv Sous les écrans la dèche
Wir wechseln von kurzfristigen Einsätzen zu Zeiten der Arbeitslosigkeit, und trotz des zeitweiligen Charakters unseres Berufes und unseres Strebens nach der Verbreitung der Filmarbeit fällt unsere Tätigkeit nicht unter die französische Regelung für zeitweilige Leistungen für Beschäftigte des Showbusiness!
Die jüngste Reform der Arbeitslosenunterstützung in Frankreich und die für den 1. Juli dieses Jahres vorgesehene Reform, die per Dekret verabschiedet wird, führt zu einer weiteren Verschärfung der Leistungsregeln für Arbeitssuchende.
Diese Reformen stürzen die Festivalarbeiter in eine derartige Unsicherheit, dass die meisten von uns ihre Arbeit aufgeben müssen und damit die Veranstaltungen, an denen wir teilnehmen, gefährden.
Deshalb fordern wir, dass die Organisationen, die uns beschäftigen, einem Tarifvertrag beitreten, der es uns ermöglicht, unter dem Status der Unterbrechung von Mitarbeitern des Showbusiness eingestellt zu werden, und dass unsere Stellen rückwirkend für die letzten 18 Monate in das System der Arbeitslosenunterstützung integriert werden.
Unsere Warnungen und Forderungen wurden bisher zwar höflich zur Kenntnis genommen, aber weder das CNC noch das Kulturministerium haben konkrete Maßnahmen angeboten. Deshalb hinterlässt die bevorstehende Eröffnung des Festivals von Cannes einen bitteren Beigeschmack.
In einem Kontext extremer Gefährdung und absoluter Not, um unsere Arbeit zu schützen, und nach Konsultation und Abstimmung der Mitglieder des Kollektivs, rufen wir zum Streik aller Beschäftigten des Filmfestivals von Cannes und seiner Nebenstellen auf.
Es ist noch eine Woche hin, bis das Festival losgeht. Womöglich wird im Vorfeld sogar noch eine Einigung erzielt, denn der Streik könnte dem Festival und vielen Filmschaffenden, die in den bestreikten Sektionen ihre Werke präsentieren wollen, in einem hohen Maße schaden. Es liegt also umso mehr im Interesse des Festivals, den Bedürfnissen ihrer Angestellten nachzugehen.
Zu den potenziellen Streikenden gehören Filmvorführer, Pressesprecher und Verwaltungspersonal. Viele dieser Arbeitenden müssen aufgrund der befristeten Verträge von Filmfestivals stets mit Ungewissheit und zeitweiliger Arbeitslosigkeit kämpfen. In ihren Forderungen geht es darum, dass sie wie Filmschaffende einen gewissen Rückhalt haben.
Wir halten euch auf dem Laufenden und sind ab nächster Woche außerdem vor Ort, um über die besten Filme des Festivals live zu berichten.
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