Cannes 2025: Der iranische Filmemacher Jafar Panahi gewinnt die Goldene Palme - alle Gewinner im Überblick
Die Filmfestspiele von Cannes 2025 sind vorbei: Der rote Teppich ist leer, die Preise sind vergeben - wir zeigen euch die Gewinnerfilme des Jahres!
Am Abend des 24. Mai 2025 kamen die diesjährigen Cannes-Filmfestspiele zu einem Ende. In einer glamourösen Abschlusszeremonie wurde der Hauptpreis, die Goldene Palme, für den besten Film des Wettbewerbs vergeben. Wir waren dieses Jahr vor Ort und verraten euch, wer die Preisträger und Preisträgerinnen sind.
Die Goldene Palme wird seit 1955 vergeben und gilt als höchste Ehre des Festivals. Dieses Jahr konnte sich "A Simple Accident" durchsetzen und diesen Preis gewinnen. Die Regie des Films führte Jafar Panahi.
Neben der Goldenen Palme gibt es auch den Großen Preis der Jury, der 2025 an "Sentimental Value" von Joachim Trier geht. Der dritte Preis, der Preis der Jury, geht dieses Jahr an zwei Filme: "Sirat" von Oliver Laxe und "Sound of Falling" von Mascha Schilinski.
Den Preis für die beste Regie konnte Kleber Mendonca Filho für den Film "The Secret Agent" gewinnen und das beste Drehbuch stammt dieses Jahr von Jean-Pierre und Luc Dardenne für "Jeunes Méres". Als beste Darsteller und Darstellerinnen wurden Wagner Moura ("Narcos") für den Film "The Secret Agent" und Nadia Melliti für den Film "La Petite Dernière" mit Preisen bedacht.
Präsidentin der Jury der 78. Filmfestspiele von Cannes ist die Oscar-prämierte Schauspielerin Juliette Binoche. Wir stellen euch die gesamte Jury des Filmfestival von Cannes 2025 vor.
Alle Preisträger und Preisträgerinnen im Überblick
- Goldene Palme: "A Simple Accident" von Jafar Panahi
- Großer Preis der Jury: "Sentimental Value" von Joachim Trier
- Beste Darstellerin: Nadia Melliti für "La Petite Dernière"
- Bester Darsteller: Wagner Moura für "The Secret Agent"
- Beste Regie: Kleber Mendonca Filho für "The Secret Agent"
- Bestes Drehbuch: Jean-Pierre und Luc Dardenne für "Jeunes Mères"
- Preis der Jury: "Sirat" von Olver Laxe und "Sound of Falling" von Mascha Schilinski
- Goldene Kamera (Bester Debüt-Film): "The President's Cake" von Hasan Hadi
- Spezialpreis für "Resurrection" von Bi Gan
Bereits zu Beginn der Filmfestspiele wurde Robert De Niro mit einer Ehrenpalme bedacht und auch Denzel Washington hat eine Überraschungspalme erhalten, als er gemeinsam mit Cast und Crew seinen neuen Film "Highest 2 Lowest" von Spike Lee in Cannes vorstellte.
Jafar Panahi gewinnt: Ein verdienter Sieg oder ein politisch motivierter Preis?
Jafar Panahi gehört zu den bedeutsamsten Regisseuren des iranischen Kinos. Im Laufe seiner Karriere hat er bei allen drei großen europäischen Filmfestivals gewonnen. 2000 gab es für "Der Kreis" den Goldenen Löwen bei den Filmfestspielen von Venedig, 2015 in Berlin den Goldenen Bären für "Taxi Teheran" und dieses Jahr die Goldene Palme in Cannes.
Aufgrund seiner regimekritischen Filme und auch seiner klaren Positionierung in Interviews wurde Panahi 2010 wegen "Propaganda gegen das Regime" im Iran zu sechs Jahren Haft verurteilt. Dazu gab es ein 20-jähriges Berufsverbot, ein Verbot für Interviews und Auslandsreisen.
2022 trat er die Haftstrafe an und wurde 2023 nach einem Hungerstreik gegen Kaution freigelassen. Auch das Berufsverbot wurde mittlerweile ausgesetzt. Doch für seinen Cannes-Gewinner "A Simple Accident" wollte er dennoch nicht auf den Segen des Regimes warten - den er wahrscheinlich eh nicht bekommen hätte - und drehte den Film heimlich.
Sämtliches Filmmaterial wurde heimlich ins Ausland geschmuggelt, wo es geschnitten wurde. Verbotenerweise drehten die Schauspielerinnen ohne Kopftuch. Im Vergleich dazu passte sich Saeed Roustaee mit seinem diesjährigen Cannes-Film "Woman and Child" der Zensur an und drehte einen Film, der von der Regierung abgesegnet wurde. Während der Pressekonferenz wurde ihm daraufhin vorgeworfen, nicht mutig genug zu sein.
Dass Panahi gewonnen hat, war für einige Filmjournalisten vor Ort schon im Vorfeld klar. Jury-Präsidentin Juliette Binoche und Panahi sind vertraut und Sympathien für den iranischen Filmemacher könnten bei der Entscheidung eine Rolle gespielt haben.
Hinzukommt natürlich das Statement gegen das iranische Regime, wenn der heimlich gedrehte Film abräumt und der vom Regime geförderte Film leer ausgeht. Außerdem ist es das erste Filmfestival, seitdem er 2006 den Silbernen Bären der Berlinale für "Offside" erhielt, bei dem Jafar Panahi einen seiner Filme persönlich vorstellt.
In den letzten 15 Jahren gab es von Jafar Panahi 6 Spielfilme. Für jemanden, der eigentlich ein Berufsverbot hatte, ist das eine ganz schöne Menge! Diese Filme hat er heimlich gedreht. So wurde er kreativ und installierte Sicherheitskameras in einem Auto (in "Taxi Teheran") und ließ die gesamte Handlung im Auto spielen. Oder aber er dreht heimlich Filme auf dem Land, weitab der Aufmerksamkeit des Regimes ("No Bears"). Außer Land werden die Festplatten mit dem Filmmaterial beispielsweise in einem Kuchen geschmuggelt (bei "Dies ist kein Film").
In den letzten 20 Jahren musste Panahi seine Filme stets aus dem Iran schmuggeln - und die Premieren fanden ohne seine Anwesenheit statt. Dass er erstmals wieder dabei sein durfte, ist ein besonderer Moment, der sicherlich bei der Entscheidung des Gewinners der Goldenen Palme eine Rolle gespielt hat - und dennoch sollten wir uns davon nicht beirren lassen: "A Simple Accident" ist großartig!
Ein wunderbar charmanter Film, der trotz aller Härte auch eine gewisse Leichtigkeit und viel Humor besitzt. Typisch Panahi! In "A Simple Accident" geht es darum, dass fünf Personen, die einst im Gefängnis gefoltert wurden, glauben, ihren Peiniger gefunden zu haben.
Sie können ihn aber nicht mit Sicherheit identifizieren. Nun diskutieren sie, ob sie sich ihrer Rache hingeben wollen - oder ihn wieder laufen lassen. Hier geht es zu unserer vollständigen Filmkritik zu "A Simple Accident"!
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