Cannes 2023: Gute Filme & noch viel mehr Stars - ein persönlicher Rückblick auf das Filmfestival!
Das Cannes-Filmfestival ist vorbei und Netzwelt-Redakteur Dariusch Tabatabaei war live vor Ort, um über die besten Filme und die Stars zu berichten. Lest hier seinen Erlebnisbericht!
Nur wenige Tage ist es her, da hatte ich mein Home-Office noch an der Cote d'Azur aufgeschlagen. Jeden Tag ging es früh raus, es gab ein Croissant, einen Cappuccino und einen frisch gepressten O-Saft von meinem Lieblingsbäcker, der zwischen dem Bahnhof von Cannes und dem Palais du Festival lag, und dann ging der spaßige Stress oder auch stressige Spaß richtig los!
Müsste ich das Cannes Filmfestival zusammenfassen, dann würde ich es als eine der sowohl geilsten Erfahrungen meines Lebens beschreiben, aber auch als eine ungemein anstrengende Zeit. Ich habe 24 Filme gesehen, 10 Pressekonferenzen besucht und an zwei weiteren Konferenzen konnte ich nicht teilnehmen, weil sie zu voll waren, also habe ich draußen gewartet, um die Stars zu sehen, als sie den Konferenzraum verließen.
Da geht schon einmal viel Zeit drauf, um Stars und Filme zu sichten, doch die meiste Zeit verbrachte ich wohl damit, in einer Schlange anzustehen. Für die Filme sollte man immer zwischen 20 bis 45 Minuten vor Filmstart da sein. Da sollte der Einlass beginnen, aber stattdessen stand man erst einmal draußen herum. Meistens bei Hitze und Sonne, oder aber es schüttete wie verrückt. Wirklich angenehm war das nicht. Aber auf der anderen Seite handelt es sich hierbei wohl um gewaltige Luxus-Probleme.
Für Pressekonferenzen konnte man sich im Vorfeld keine Plätze sichern. Ich erschien bei den mir wichtigen Konferenzen meistens bis zu 3 Stunden im Vorfeld, um als Erster in der Schlange zu sein. Da es mein erstes Jahr in Cannes war, habe ich eine gelbe Presse-Akkreditierung erhalten.
Es gibt verschiedene Farben und je nach Farbe hat man Priorität, um in die Konferenzen zu kommen. Ich stehe 3 Stunden an und ein pink-akkreditierter Journalist erscheint zehn Minuten vor Start und kommt vor mir rein. Das war ziemlich frustrierend!
Diese Ungewissheit beim Anstehen, die Menschenmengen, es war fast schon klaustrophobisch. Und so warm! Aber es war eigentlich der einzige Zeitraum, in dem man Leute kennengelernt hat.
Als Journalist war dies nämlich irgendwie nicht so leicht, denn alle sind zu unterschiedlichen Filmen gegangen, alle hatten viel zu tun und statt mal gemeinsam Essen zu gehen, ging man in den nächsten Film oder in den Presseraum, um an der nächsten Filmkritik zu werkeln. Dadurch wurde die Cannes-Erfahrung zuweilen zu einer sehr einsamen Angelegenheit.
Begegnungen schienen zumeist flüchtig und nach rund 8 Tagen, etwas mehr als die Hälfte, sehnte ich mich danach, mich nach den Filmen mal mit Leuten darüber zu unterhalten. Wenn man drei Filme direkt hintereinander guckt und keine Zeit hat, darüber zu reden oder nachzudenken, brummt der Kopf.
Mein einziger Gesprächspartner war in solchen Situationen oft mein Handy, in das ich meine Kurz-Reviews Vlog-artig einsprach und mir seltsam vorkam. Es machte zwar alsbald auch Spaß, aber ich sah mich nie unbedingt als Vlogger.
An den nächsten Tagen gab es dann durch Pressekonferenzen und das Anstehen mit Journalisten die Chance, sich über die Filme auszutauschen. Da hatten die meisten - wie auch ich - aber schon ihre Kritiken geschrieben und somit war der Diskurs in diesem Kontext selten bereichernd. Auf persönlicher Ebene allerdings schon!
Genug zu meiner persönlichen Erfahrung und dem Mimimi, kommen wir zu dem, um was es in Cannes wirklich geht: Stars und Filme! Ich habe alle Filme gesehen, die ich sehen wollte. Und ich hab auch fast alle Stars gesehen, die ich sehen wollte. Lediglich mein Smoking kam nicht zum Einsatz, da es als Gelb-Akkreditierter nicht leicht war, in die Gala-Screenings zu kommen.
Für die Presse gab es nämlich immer parallel eine gesonderte Vorführung in einem anderen Kinosaal. Zeit, zum roten Teppich zu laufen, um die Energie aufzunehmen, gab es leider nicht, musste man doch schon für das Presse-Screening anstehen.
Von Brie Larson bis Johnny Depp
Am ersten Tag schaffte ich es in die Pressekonferenz der Jury, in der unter anderem Brie Larson ("Captain Marvel") und Paul Dano ("Die Fabelmans") sitzen. Im Vorfeld wurde mir kein Mut gemacht, dass ich reinkäme. Die Jury-Konferenz sei immer sehr voll, aber ich kam rein und freute mich wie ein Schneekönig. Erster Tag, und der erste Plan ging auf. Fragen habe ich allerdings keine gestellt.
Am Abend gab es dann den Eröffnungsfilm "Jeanne Du Barry" mit Johnny Depp. Am nächsten Tag kam ich auch in die Pressekonferenz und wollte Johnny Depp natürlich gerne eine Frage stellen. Der Star kam ohne Erklärung rund 15 Minuten zu spät, nachdem die Pressekonferenz für ihn schon um 30 Minuten verschoben wurde und im Anschluss gingen fast alle Fragen an ihn. Das fand ich respektlos gegenüber der restlichen Crew, also meldete ich mich gar nicht erst mit einer Frage.
Unter den Stars von "Jeanne Du Barry" waren auch Maiwenn und Pierre Richard, der in Frankreich ein ziemlich bekannter Name ist. Es ist traurig, dass er nur am Anfang einmal bei der Vorstellungsrunde zu Wort kam. Gleichwohl ich nur spekulieren kann, denke ich, dass Johnny Depps Verspätung in dieser Hinsicht kalkuliert war, da er wusste, dass sich die ganze Presse nur auf ihn stürzen würde. Ob aus Nächstenliebe oder um weniger Fragen zu beantworten, ist jeder Person selbst zur Interpretation überlassen.
Am selben Tag besuchte ich noch zwei Filme in Anwesenheit der Filmschaffenden: "Strange Way of Life" von Almodóvar mit Ethan Hawke und "Le Règne Animal" mit Romain Duris und Adele Exarchopulos. Beide Filme gefielen mir und somit waren die ersten zwei Festival-Tage ein voller Erfolg für mich.
Was ich nicht wusste: Bei "Strange Way of Life" gab es einen gewaltigen Fauxpas vonseiten des Festivals. Die Einlasser und Einlasserinnen hatten Leute mit Tickets falsch "geparkt" und dann zuerst Leute ohne Tickets hereingelassen, die sich für die Last-Minute-Reihe angestellt hatten. Hunderte von Leuten mit Tickets wurden nicht hereingelassen. Glücklicherweise war ich wieder überpünktlich und wurde noch in der richtigen Reihe abgestellt.
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