Amazon Drive im Test 2022: Karger Cloud-Speicher mit Besonderheiten
Amazon Drive mag 2022 karg erscheinen, bietet gegenüber anderen Cloud-Speichern aber Besonderheiten bei Tarifen und Fotos. In unserem Test stellen wir sie vor.
Neben Microsoft und Google stellt auch Amazon euch einen eigenen Online-Speicher zur Verfügung: Amazon Drive. Habt ihr ein Amazon-Konto, könnt ihr die Cloud ohne großartige Einrichtung direkt nutzen. Wir testen, ob der Cloud-Speicher mit der Konkurrenz mithalten kann.
Benutzeroberfläche und erster Eindruck
Beim Start begrüßt euch Amazon Drive mit einer auf den ersten Blick recht übersichtlichen Benutzeroberfläche. Eine kleine Seite am linken Bildschirmrand führt euch zu allen wichtigen Bereichen. Hier erhaltet ihr Überblick über eure hochgeladenen Dateien, könnt Inhalte für andere Nutzer freigeben oder euren Speicher verwalten.
Web-App, Desktop-App und Mobile-App unterscheiden sich beim Layout nur minimal, sind allesamt aber recht schlicht und übersichtlich gehalten. Für Einsteiger ein positiver Aspekt, anspruchsvollen Cloud-Speicher-Nutzern fehlt aber die Funktionsvielfalt. Doch dazu weiter unten in diesem Testbericht mehr.
Gehört ihr zur Kundschaft von Amazon-Prime könnt ihr auf den hauseigenen Cloud-Speicher Amazon Photos zugreifen. Wir haben getestet, was die Foto-Cloud kann.
Erwähnenswert ist noch der Fotomanager Amazon Photos. In diesem Bereich könnt mit der Cloud nicht nur Fotos online speichern, sondern diese auch umfangreich bearbeiten. Bei Amazon Photos handelt es sich um einen eigenständigen Online-Speicher, der stark mit Amazon Drive verbunden ist. Die Trennung der beiden Speicher finden wir etwas umständlich und unnötig.
Schnelle Up- und Downloads
In der kostenlosen Version stehen euch insgesamt fünf Gigabyte freier Speicherplatz für eure Dateien zur Verfügung. Damit reiht sich Amazon Drive wie Apples iCloud oder Microsoft OneDrive eher am unteren Ende ein, aber immerhin vor Dropbox (zwei GB Gratis-Speicher). Dass hier mehr geht, zeigt etwa Google Drive mit satten 15 Gigabyte kostenlosem Speicher. Für Gelegenheitsnutzer sollte der Platz jedoch ausreichen.
Um eure Dateien vom PC oder Smartphone in den Cloud-Speicher hochzuladen, nutzt ihr die Drag-and-Drop-Funktion. Einmal hineingezogen, sind eure Inhalte binnen Sekunden in die Cloud geladen. Zur besseren Übersicht könnt ihr in Amazon Drive einzelne Ordner erstellen, in die ihr eure Dateien einsortiert.
Apropos Sortieren: Um bei zu vielen hochgeladenen Inhalten nicht den Überblick zu verlieren, könnt ihr eure Dateien entweder nach Namen, Upload-Datum oder Größe (Speicherplatz) sortieren oder ihr verwendet die Suchleiste oben im Benutzermenü. So intelligent wie etwa bei Google Fotos funktioniert die Suchfunktion jedoch nicht.
Ihr müsst euch nicht mühsam durch eure Bilder bei Google Fotos suchen. Mit der intelligenten Suche filtert ihr eure Aufnahmen effizient nach verschiedenen Kriterien.
Kompatible Dateiformate und Einschränkungen
Mit den wichtigsten und gängigsten Dateiformaten ist Amazon Drive kompatibel, darunter PDF, DOCX, PNG, JPEG, ZIP, aber auch MP4 und noch einige mehr. Auch eine ganze Reihe an RAW-Dateitypen (Rohdaten) wird unterstützt.
Support für exotischere Dateiformate wie 3D-Fotos, iOS-Burst oder Google Motion Fotos gibt es nicht. Als etwas problematisch beim Upload entpuppen sich auch die bei Amazon Drive herrschenden Einschränkungen für Dateinamen. Bei unseren Test-Uploads mussten wir die einige Male ändern, da sie ein Fragezeichen, Schrägstriche oder ähnliches enthielten.
Nutzt ihr Amazon Drive über die Desktop-App, könnt ihr zusätzlich Ordner von eurem Gerät mit der Cloud synchronisieren, um eure Uploads stets aktuell zu halten. Die Auswahl beschränkt sich jedoch auf einige wenige Ordner, wie etwa die für Dokumente oder Bilder. Ganz nett finden wir die Option zum Anpassen der maximalen Bandbreite bei der Synchronisation sowie die Synchronisierung auf Blockebene für schnellere Aktualisierungen eurer Dateien.
Kompatible Plattformen
Wahlweise nutzt ihr Amazon Drive bequem über die Web-App im Browser oder ihr ladet euch die zugehörige Software für Windows, Mac, iOS, Android oder Fire-Geräte herunter. Der Download ist kostenlos und solange ihr nur die fünf Gigabyte Gratis-Speicher in Anspruch nehmt, ist es auch die Nutzung.
Welchen Vorteil Amazon Drive gegenüber anderen Cloud-Diensten bietet, erfahrt ihr in diesem Artikel von Netzwelt.
Erschreckend wenig Bearbeitungsmöglichkeiten
Mit einem Klick auf eure in Amazon Drive hochgeladenen Dateien, könnt ihr diese über kleine Icons am oberen Bildschirmrand herunterladen, freigeben, in Ordner verschieben oder in den Papierkorb verfrachten. Bei der Freigabe könnt ihr zwischen einem Direkt-Link, E-Mail, Facebook oder Twitter wählen (zusätzlich WhatsApp und iMessage in der Mobile-App). Die Optionen zum Teilen über Soziale Netzwerke ist vergleichsweise besonders.
Mit einem Passwortschutz könnt ihr eure Dateien allerdings nicht versehen. Genauso wenig lassen sich Links zeitlich begrenzen, sodass diese nach einer bestimmten Zeitspanne nicht mehr nutzbar sind. Andere Cloud-Speicher wie etwa Dropbox sind da einen Schritt weiter.
Einmal mehr setzt sich hier der bisherige Eindruck von Amazon Drive konsequent fort: Die Cloud deckt zwar alle essenziellen Funktionen eines Online-Speichers ab, bietet aber wenig darüber hinaus. So könnt ihr beispielsweise auch nicht gemeinsam mit anderen Personen an euren in der Cloud hochgeladenen Dateien arbeiten.
Das wäre noch verschmerzbar, könnten wir unsere hochgeladenen Dateien zumindest selber umfangreich bearbeiten. Leider ist auch das bei Dokumenten nicht möglich. One Drive bietet im Gegensatz dazu beispielsweise gleich eine ganze Office-Suite (wenn auch nur mit kostenpflichtigem Abo). Dass wir online mit unseren Dateien kaum etwas anstellen können, außer sie zu teilen oder zur Ansicht herunterzuladen, ist enttäuschend. Zumindest eine Online-Ansicht ist angesichts der starken Konkurrenz heutzutage Pflicht bei einem Cloud-Speicher.
Fotomanager und Video-Uploads
Bei hochgeladenen Fotos ist das etwas besser gelöst. Zumindest könnt ihr sie direkt in der Cloud anschauen, die Desktop-App schickt euch dafür zu Amazon Photos. Eine direkte Bearbeitungsfunktion für eure Schnappschüsse bietet Amazon Drive selbst nicht, verweist euch hierfür aber ebenfalls auf Amazon Photos. Dort steht euch dann ein Foto-Editor mit Diashow-Option, Filtern, Textfeldern und anderen kleinen Spielereien zur Auswahl.
Mit Amazon Photos ladet ihr eure Fotos kostenlos in einen Online-Speicher hoch. Dabei macht Amazon seinen Prime-Kunden ein besonderes Angebot.
Für Videos gibt es abseits einer Playback-Funktion keinerlei ausschweifende Bearbeitungsmöglichkeiten. Hierfür müsst ihr auf eine Videobearbeitungssoftware ausweichen.
Beim Management unserer Fotos fällt einmal mehr auf, dass die halbherzige Trennung von Amazon Drive und Amazon Photos unnötig irritiert. Warum man den Kunden hier zwei Cloud-Speicher anstelle einer umfassenden Cloud aufzwingt, bleibt fraglich. Zwar ist auch Amazon Photos kostenlos, dennoch stört die Trennung bei der Nutzung.
Amazon Drive bietet an sich keinerlei Fotobearbeitung. Wenn ihr aber mehr zum Foto-Editor von Amazon Photos erfahren wollt, legen wir euch unseren Testbericht zu Amazon Photos nahe.
Einfache Dateiwiederherstellung
Da ihr Dateien in Amazon Drive ganz leicht mit nur einem Klick in den Papierkorb verschieben könnt, kann es passieren, dass schnell mal eine Datei ungewollt gelöscht wird. Die Cloud bewahrt eure gelöschten Dateien jedoch 30 Tage lang im Papierkorb auf, von wo aus ihr sie in dieser Zeitspanne jederzeit wiederherstellen könnt.
Web-, Desktop- und Mobile-App überzeugen allesamt mit einer simplen und eingängigen Bedienung. In den übersichtlichen Menüs findet ihr schnell jede wichtige Funktion, nichts wirkt überladen. Dieser Benutzerkomfort ist die große Stärke des Online-Speichers.
Sicherheit ja, Datenschutz nur bedingt
Eure hochgeladenen Daten werden in Amazon Drive via AES 256 Bit-Verschlüsselung gesichert, wie es bei den meisten gängigen Cloud-Speichern der Fall ist. Da Amazon Drive eng mit eurem Amazon-Konto verknüpft ist, könnt ihr auf Wunsch die Vorteile einer Zwei-Faktor-Authentifizierung nutzen. Weiterhin sind eure Daten nicht nur im Speicher selbst, sondern auch während des Datentransportes (Up- und Download) geschützt.
Problematisch ist lediglich der Server-Standort in den USA, der bei manchen Nutzern Datenschutz-Bedenken aufwerfen dürfte. Zum einen können US-Berhörden sich in Ausnahmefällen Zugriff auf die dortigen Server verschaffen, zum anderen fallen die Datenschutz-Richtlinien in Übersee deutlich weniger strikt aus als in vielen europäischen Ländern wie etwa Deutschland oder der Schweiz.
Eine Zero-Knowledge-Richtlinie sucht ihr vergeblich. Bedenklich ist auch, dass Amazon sich vorbehält, auf Nutzerdaten zuzugreifen, diese zu kopieren oder zu bearbeiten. Weiterhin können Nutzerinformationen zur Organisation hochgeladener Dateien genutzt werden. All dies, so heißt es in den Nutzerbedingungen von Amazon Drive, soll zur Optimierung des Dienstes beitragen. Das ändert jedoch nichts daran, dass ihr eure Daten gegenüber Amazon komplett offenlegt.
Abonnements und Preise
Direkt vom Startbildschirm von Amazon Drive aus erreicht ihr die Speicherverwaltung, die euch über euren verbrauchten Speicherplatz informiert und aufschlüsselt, wie viel Megabyte eure Fotos und Videos belegen. Dabei handelt es sich jedoch um den zusammengefassten Speicher von Amazon Drive und Amazon Photos. Hier könnt ihr auf Wunsch auch euren verfügbaren Speicherplatz kostenpflichtig erhöhen.
Cloud-Speicher im Vergleich: Dieser Dienst stößt Google Drive vom Thron
Zumindest beim Umfang der verfügbaren Speicher-Upgrades kann Amazon punkten. Neben einem Upgrade auf 100 Gigabyte für 1,99 Euro monatlich (alternativ 20 Euro im Jahr), stehen euch über zehn verschiedene Erweiterungen auf bis zu 30 Terabyte zur Verfügung. Zugegeben, so viel Speicherplatz braucht ihr nur, wenn ihr euch beruflich mit der Sicherung großer Datenmengen beschäftigt, dennoch möchten wir diese Einzigartigkeit hervorheben.
Ab der Erweiterung auf drei Terabyte könnt ihr das Abo nur noch über eine jährliche Zahlung abschließen. Für Privatnutzer dürften aber ohnehin nur die darunterliegenden Optionen eine wirklich sinnvolle Investition darstellen. Mehr Speicher benötigt man abseits professioneller Anwendungsbereiche eher selten.
Damit ihr euch dennoch einen Überblick über alle Tarife von Amazon Photos verschaffen könnt, haben wir euch in der nachfolgenden Tabelle einmal alle Tarife mitsamt ihren Preisen aufgelistet.
Tarife und Abo-Modelle für Amazon Drive
| Speicher-Upgrade (Tarif) | Preis für monatliches Abonnement | Preis für jährliches Abonnement |
|---|---|---|
| 100 GB | 1,99 Euro | 19,99 Euro |
| 1 TB | 9,99 Euro | 99,99 Euro |
| 2 TB | 19,99 Euro | 199,98 Euro |
| 3 TB | nicht verfügbar | 299,97 Euro |
| 4 TB | nicht verfügbar | 399,96 Euro |
| 5 TB | nicht verfügbar | 499,95 Euro |
| 6 TB | nicht verfügbar | 599,94 Euro |
| 7 TB | nicht verfügbar | 699,93 Euro |
| 8 TB | nicht verfügbar | 799,92 Euro |
| 9 TB | nicht verfügbar | 899,91 Euro |
| 10 TB | nicht verfügbar | 999,90 Euro |
| 20 TB | nicht verfügbar | 1999,80 Euro |
| 30 TB | nicht verfügbar | 2999,70 Euro |
Großer Vorteil für Amazon Prime-Mitglieder
Amazon Prime-Nutzer profitieren von unbegrenztem Speicherplatz für ihre eigenen Fotos, weshalb die Speicherupgrades für entsprechende Abonnenten eher uninteressant sind. Der unbegrenzte Foto-Speicherplatz für Prime-Nutzer ist ein echtes Alleinstellungsmerkmal. Wenn ihr vor allem eure Fotos online speichern wollt, habt ihr hier ein wirklich gutes Angebot.
Ansonsten sind die Preise in etwa auf dem Niveau von Google Drive und Microsoft OneDrive, ab der Erweiterung auf zwei Terabyte wird es jedoch vergleichsweise teuer. Von den darüber hinausgehenden Speicherpläne raten wir auch professionellen Nutzern ab. Es gibt bessere Alternativen. So bietet etwa Sync für kleine und mittelgroße Teams deutlich günstigere Abo-Modelle, wenn ihr eine Cloud mit unbegrenztem Speicherplatz sucht.
Amazon Drive kündigen
Habt ihr Probleme mit eurer Amazon Drive-Cloud, könnt ihr euch über den offiziellen Amazon-Support an einen Mitarbeiter wenden. Außerdem steht euch ein Live-Chat zur Verfügung. Nutzt ihr Amazon Drive über ein kostenpflichtiges Abo und wollt dieses beenden, könnt ihr es direkt über den Online-Speicher kündigen.
Mit kostenlosen Cloud-Speichern könnt ihr eure Daten gratis online sichern. Doch welcher Anbieter hat das beste Paket für euch? Wir machen den Vergleich mit 14 Diensten.
Dazu geht ihr in den Bereich "Mein Speicher", den ihr über den "Speicher verwalten"-Tab im Hauptmenü erreicht. Hier seht ihr euer aktuelles Abo. Über die Option "Meinen Tarif kündigen" könnt ihr euer Abo auf Wunsch beenden. Optional deaktiviert ihr die automatische Verlängerung für euer Abo oder ändert euren Tarif.
Nutzt ihr Amazon Drive auf eurem Smartphone oder anderen Mobilgeräten, müsst ihr euer Abonnement gegebenenfalls über den jeweiligen App Store kündigen. Wir verraten euch, wie ihr App-Abos unter Android kündigt und wie ihr App-Abos auf iOS-Geräten beendet.
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