Oppenheimer: Ist das Historienepos über den "Vater der Atombombe" Christopher Nolans bisher bester Film? - Filmkritik
In "Oppenheimer" wird das Leben des Physikers J. Robert Oppenheimer, dem "Vater der Atombombe", nacherzählt. Ob Regisseur Christopher Nolan damit ein Meisterwerk gelang, erfahrt ihr in der Filmkritik.

- In "Oppenheimer" wird das Leben und Wirken des Physikers Julius Robert Oppenheimer mit vielen Höhen und Tiefen dargestellt.
- "Peaky Blinders"-Star Cillian Murphy spielt im Film den "Vater der Atombombe" und beeindruckt mit seiner Performance.
- Wie sehr Regisseur Christopher Nolan die Zuschauer erneut gefordert hat, erfahrt ihr in unserer Filmkritik!
Das Biopic "Oppenheimer" erzählt die Geschichte des US-amerikanischen theoretischen Physikers Julius Robert Oppenheimer, der als "Vater der Atombombe" während des 2. Weltkriegs in die Geschichte einging. Diese Rolle wird von Cillian Murphy gespielt, der vielen Zuschauern aus dem Gangster-Drama "Peaky Blinders" bekannt ist.
Murphy ist eine perfekte Wahl für diese sehr zwiegespaltene Figur und schafft es, das Wirken von Oppenheimer als wissenschaftlichen Leiter des Manhattan-Projekts sehr ergreifend wiederzugeben. Seine schauspielerische Leistung gibt den ganzen Film über den Ton an und zeigt den inneren Konflikt, mit dem der angesehene Wissenschaftler während der Forschungen für die massive Bombe kämpft.
Oppenheimer verpflichtet sich der Arbeit am Projekt zunächst sehr hingebungsvoll - aus Angst vor der nähernden Konkurrenz aus Nazi-Deutschland. Das Schicksal der Welt liegt scheinbar in seinen Händen. Die aufkommenden Zweifel von Oppenheimer werden durch einen eindrucksvollen Soundtrack und gewaltige Bilder besonders gut hervorgehoben und lassen die Zuschauer in seinen Denkprozess eintauchen.
Beim Manhattan-Projekt wird Oppenheimer, der ein sehr ehrgeiziger, selbstverliebter und genialer Mensch ist, von etlichen Mitarbeitern wie dem theoretischen Physiker Edward Teller (Benny Safdie), Robert Serber (Michael Angarano, "This Is Us") und dem Atomphysiker Ernest Lawrence (Josh Hartnett, "Penny Dreadful") unterstützt. Die aufkommenden Rivalitäten und Uneinigkeiten zwischen den talentierten Wissenschaftlern sind dabei sehr spannend inszeniert und werden im späteren Prozess noch sehr bedeutsam.
Die Auftritte des dänischen Physikers Niels Bohr (Kenneth Branagh, "Harry Potter und die Kammer des Schreckens") und des in den USA lebenden deutschen Physikers Albert Einstein (Tom Conti) sind besonders in Erinnerung geblieben. Sie geben dem Film einen moralischen Kompass, da die beiden erfahrenen Wissenschaftler nicht direkt an der Entwicklung der Atombombe beteiligt sind und Oppenheimer vor den Gefahren und Auswirkungen dieser maßgeblichen Erfindung warnen.
Oppenheimer hat nicht nur mit seiner langjährigen Arbeit am Manhattan Projekt zu tun, sondern ist auch mit seinen vielen Frauengeschichten beschäftigt. An dieser Stelle kommen die einzigen Frauenrollen endlich ins Spiel. Zum einen wird Florence Pugh ("Don’t Worry Darling", "Black Widow") als Psychiaterin Jean Tatlock gezeigt. Sie spielt eine sehr tragische Figur, die als Kommunistin in den USA lebt und eine unglückliche Affäre mit Oppenheimer beginnt. Leider wird Pughs Charakter nur sehr kurz und bündig in die Handlung eingebunden und kann dem Film mit ihrer meisterhaften Leistung zumindest etwas Leben und Schärfe einhauchen.
Zum anderen ist Emily Blunt ("A Quiet Place") als Oppenheimers Frau, die Biologin und Botanikerin Katherine "Kitty" Oppenheimer, vertreten. Sie ist eine große Unterstützung für den Physiker und bleibt trotz seines Rufs als "Womanizer" stets an seiner Seite. Auch Blunts Schauspiel als alkoholkranke und unzufriedene Hausfrau und Mutter ohne eigene Perspektive ist sehr bewegend, aber in wenigen Szenen zu Ende erzählt.
Oppenheimer muss sich während seiner mühsamen Arbeit am Projekt mit dem General Leslie Groves Jr. (Oscar-Preisträger Matt Damon, "Good Will Hunting", "Air"), dem militärischen Leiter des Manhattan-Projekts und Lewis Strauss (Robert Downey Jr., "Iron Man"), Mitbegründer der US-Atomenergiekommission, auseinandersetzen.
Kann "Oppenheimer" an den Kinokassen einschlagen wie eine Bombe? Zumindest im Kino-Duell gegen "Barbie" scheint Christopher Nolans neuer Film den Kürzeren zu ziehen.
Um seinen Namen reinzuwaschen und seine Karriere als Wissenschaftler in den USA zu retten, stellt sich Oppenheimer einem Verhör. Nicht nur seine Gewissensbisse als "Vater der Atombombe" prägen ihn, sondern viel mehr seine möglichen Verbindungen zu der Kommunistischen Partei. Dieser Teil der Handlung wird immer wieder aufgegriffen und in Rückblenden gezeigt. Sein Konkurrenzkampf mit Strauss zieht sich dabei an vielen Stellen in die Länge und hätte deutlich gestraffter erzählt werden können.
Regisseur Christopher Nolan, der unter anderem für seine "Batman"-Reboot-Reihe und den Blockbuster "Tenet" bekannt ist, bezog sich als Drehbuchautor des Films zu großen Teilen auf die Oppenheimer-Biografie von Kai Bird und Martin J. Sherwin.
Der Anspruch des Films, das zu schaffen, was das Buch nicht konnte und die Geschichte von Oppenheimer in einem eindrucksvollen 3-stündigen Film packend wiederzugeben, wurde insgesamt erfüllt. Dank der ausgezeichneten Musikauswahl, dem effektiven Schnitt und der beachtlichen Kameraführung konnte Nolan die Zuschauer mit dem Biopic über Oppenheimer in seinen Bann ziehen und einen seiner bisher besten Filme auf die Beine stellen.
Ein explosiver Historienfilm mit Starbesetzung
Die Wahl von "Peaky Blinders"-Star Cillian Murphy in der Hauptrolle als Physiker Oppenheimer ist besonders passend und wird durch die hochkarätige Besetzung ideal ergänzt. Die Geschichte rund um das aufwändige Manhattan-Projekt wird in voller Ausführlichkeit erzählt und mit vielen spannenden Momenten aufgelockert. Typisch sind dabei die praktischen Effekte von Regisseur Nolan, die sehr authentisch sind und die gewaltige Kraft der Atombombe in vollem Umfang wirken lassen. Die schauspielerischen Leistungen von Florence Pugh und Emily Blunt kamen leider etwas zu kurz und wurden von der langen Strecke rund um die Figur von Robert Downey Jr. überschattet. Alles in allem hat Nolan mit seinem emotionsgeladenen Blockbuster nicht nur in Sachen Action überzeugen können, sondern es geschafft, eine packende Story über einen wichtigen Teil der Weltgeschichte zu verfilmen.

| Altersfreigabe | ab 12 Jahren |
| Laufzeit | 181 Minuten |
| Release | 19. Juli 2023 |
| Budget | $100.000.000 |
| Eingespielt | $180.413.420 |
| Post-Credit-Szene | ✘ |
Besetzung
- Benny SafdieEdward Teller
- Cillian MurphyJ. Robert Oppenheimer
- Dane DeHaanKenneth Nichols
- Dylan ArnoldFrank Oppenheimer
- Emily BluntKatherine 'Kitty' Oppenheimer
- Florence PughJean Tatlock
- Josh HartnettErnest Lawrence
- Kenneth BranaghNiels Bohr
- Matt DamonGen. Leslie Groves Jr.
- Michael AngaranoRobert Serber
- Rami MalekDavid Hill
- Robert Downey Jr.Lewis Strauss
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